Der Jahresrythmus der Landwirtschaft ist hier dargestellt. Pflügen, Eggen, Säen, Ernten, Dreschen, Reinigen und Lagern sind die aufeinander folgenden Arbeitsgänge.
Die Fahne über den Pflügen erklärt warum die Menschen seßhaft werden konnten.
Vor über 10.000 Jahren entdeckten die Menschen das Getreide als Nahrungsmittel. Eiweiss, Fett und Kohlehydrate benötigt der Mensch als Nahrung. Das Getreide liefert die Kohlhydrate, es wuchs in der Steppe. Brandrodung düngte den Acker.
Die Menschen blieben an einem Ort. Sie wurden seßhaft.
Der wichtigste Handwerker in der Metallverarbeitung für den Bauern war der Schmied.
Er fertigte seine eigenen Werkzeuge und viele Haushaltswaren. Esse, Blasebalg und Amboß sind das Kennzeichen einer Schmiede.
Auf der Südwestseite sehen wir die Originalschmiede des Ulrich Klein von 1820. Im Vordergrund sehen wir die Felgenbiegemaschine. Sie formte das Eisen für das große Wagenrad.
Die kleine Szene auf der linken Seite zeigt einen Ausschnitt aus der Werkstatt eines Wagners. Im Norden der Republik war die Bezeichnung Stellmacher. Er fertigte nicht nur die Wagenräder sondern die kompletten Gestelle der Wagen für die Bauern an.
Holzverarbeitende Berufe waren Wagner, Zimmermann und Schreiner. Zur Zeit der Zünfte durften die Schreiner nicht mehr als zwei Gesellen beschäftigen.
Der Schreiner oder Tischler, wie er in einigen Gegenden Deutschlands heisst, war für die Möbel, den Innenausbau der Häuser und die Särge zuständig. Ihm war der Hobel vorbehalten. Holz wurde verleimt und nicht genagelt. Holzgerlingen war ein Schreinerdorf. 1950 zählen wir noch 47 Schreinereien im Ort.
Jedes Dorf hatte damals auch seinen Schuhmacher. Schuhe wurden nach Maß gefertigt. Damit Sohlen und Absätze länger hielten, wurden die kleinen Halbmonde aus Metall aufgenagelt.
Eine Besonderheit ist die Schusterkugel. Der Glaskolben wurde mit Wasser gefüllt, eine Kerze darunter entzündet und jetzt spiegelte das Wasser im Kolben den Kerzenschein auf den Schuh.
Der Hafner, süddeutsch Häfner, war Töpfer oder Kachelofensetzer. Er stellte ebenfalls Gebrauchsgeschirr, die Hafnerware, her. Hafen bezeichnet im süddeutschen Sprachgebrauch den Topf. Runde Töpferware wird auf der Drehscheibe gefertigt. Spezifisch für die Holzgerlinger Hafner waren die Ofenwandplättchen.
Der Überlieferung nach gaben Kaufleute der Calwer Kompagnie den Tip es mit dem Brennen dieser Kacheln zu versuchen.
Die Ofenwandplättchen dienten dem Schutz der Balken der Fachwerkhäuser vor der Ofenhitze und sie waren zugleich Wandschmuck.
Am 8. Mai 1945 unterschrieb Deutschland die bedingungslose Kapitulation. Der zweite Weltkrieg war nach sechseinhalb Jahren zu Ende. Es wird Weltweit von über 50 Millionen Toten ausgegangen.
Aus den deutschen Ostgebieten wurden die Menschen nach Kriegsende vertrieben. Bis zu 16 Millionen mussten ihre Heimat verlassen. Rund 2 Millionen Deutsche starben dabei auf dem Weg in den Westen.
Wir sehen hier den Rucksack der Familie Frisch. Die Mutter musste mit ihren Kindern ihre Heimat verlassen. Nur zwei Stunden hatte sie Zeit zum Packen bekommen.
Die Reformation prägte und prägt den Ort Holzgerlingen. Der Blick fällt auf die Fenster mit den vier Aposteln.
Neben der Tür findet sich auf laminierten Blättern die ausführliche Erläuterung des Künstlers Fritz Mühlenbeck zu den Glasfenstern.
Die evangelische Kirche kennt nur die beiden Sakramente Taufe und Abendmahl. Die sakralen Gegenstände sind in der Hochvitrine ausgestellt. An der Säule sind die evangelischen Pfarrer der Mauritiuskirche seit der Reformation gelistet.
Warum wurde ein Mädchen mit der Schulbank hier aufgestellt? Der Reformator Martin Luther wollte, dass die Menschen die Bibel selber lesen können. Johannes Brenz, ein Freund Luthers, war der große Reformator für Württemberg.1590 verfügte er in seinem Buch „Große Kirchen- und Sozialordnung“, daß alle Kinder zur Schule gehen müssen – auch die Mädchen.
Württemberg war das erste Land in Deutschland mit der allgemeinen Schulpflicht.
In der kleinen Vitrine an der Rückwand ist das Original-Buch des Holzgerlinger Schulmeisters Johann Jakob Huber aus Altdorf ausgestellt.
Wir sehen hier ein um 1900 typisches Klassenzimmer.
Holzgerlingen hat eine lange Schultradition. Die klugen und fleißigen Kinder saßen vorn; am Klassenspiegel war somit der Leistungsstand ablesbar. Wer nicht folgte, bekam einen "Tatzen" vom Lehrer, d.h. einen Schlag auf die Finger.
Die Kinder lernten Lesen, Schreiben und Rechnen. Begonnen wurde mit dem Schiefergriffel und der Schiefertafel. In den höheren Klassen wurde mit Tinte und Gänsefeder geschrieben.
Die Gänsefeder wurde erst im 20. Jahrhundert durch die Stahlfeder abgelöst. Füllfederhalter oder Patronenfüller, das gab es damals nicht. Und Schönschrift war auch ein Grundschulfach.
Wir erinnern uns:
Am 8. Mai 1945 war der zweite Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands zu Ende.
Ein Viertel aller Wohnungen waren zerstört.
Ein weiteres Viertel teilweise schwer beschädigt.
Nach dem Wiederaufbau sehnten sich die Menschen nach neuem Mobiliar.
Die Küche der Firma Gulde aus Holzgerlingen zeigt den damals typischen Stil.
Im Wohnzimmer standen Cocktailsessel und Nierentisch. Aus den Tütenlampen strahlte das Licht.
Handy? Fehlanzeige! Das W-48 Telefon der Post war der Standard und glücklich wer eines kaufen konnte. Einfach mal anheben und die Wählscheibe drehen.
In unserer neu konzipierten Archäologischen Abteilung begleiten wir Sie auf einer Reise durch die Jahrtausende. In vier Themenbereichen machen wir Sie mit den großen Epochen und den Zeugnissen früherer Einwohner und Generationen vertraut.
Die zwei Räume, “Das Weberdorf” und “Die Urkunde” zeigen Ihnen zum einen die Themenwelt “Leben und arbeiten im Mittelalter”, zum andern die erste urkundliche Erwähnung Holzgerlingens im Zusammenhang mit “Adel und Klerus”. Im “Saal der Epochen” startet dann der Rundgang. Dort bietet Ihnen unsere archäologische Karte einen Überblick über alle Fundstellen auf Holzgerlinger Gemarkung. Von der Steinzeit geht es über die Bronzezeit bis zu den Kelten. Danach werfen wir einen Blick auf die Spuren der Römer. Die Alamannen haben uns viele Originalfunde im Gräberfeld von Holzgerlingen hinterlassen, welche Sie auch vor Ort sehen. Der Rundgang endet im hohen und späten Mittelalter, in unserem Raum “das Töpferdorf”. Dort präsentieren wir Ihnen die Fundstelle “Im Hof”, sowie ab dem 14.07. die Funde aus den Grabungen an der “Hinteren Straße”.
Unsere Ausstellung bietet sowohl Kindern, als auch dem neugierig Interessierten und dem wissenschaftlich Kundigen ein breites Themenfeld. Anschaulich zeigen Rekonstruktionen, wie das Leben in früheren Zeiten aussah und stattfand. Fühlen und Anfassen gehören bei uns zum Lernen mit dazu. Daher haben wir auch interaktive Stationen für Kinder und Erwachsene, bei denen z. B. eine Steinaxt gebohrt werden kann oder Kinder in einer kleinen archäologischen Ausgrabungsfläche arbeiten können. Erwachsene haben die Gelegenheit, Objekte und Funde nach Epochen zu ordnen. Wir bieten Ihnen viele Originale und die Möglichkeit der Vertiefung über Multimediastationen.
225 Jahre Industriegeschichte in Holzgerlingen
01.10.2023-01.06.2025